Wirtsgärten

Als am Heindlkeller die Maß noch 20 Pfennig kostete

Georg Freytag macht mit uns einen Bummel durch die früheren und heutigen Weidner Wirtsgärten

„Der Heindlkeller”

Eine Gruppe mächtiger Lindenbäume, weithin sichtbar, zum Teil über 250 Jahre alt und unter Naturschutz stehend, bezeichnet am Wegeinschnitt Weiden – Zollhaus den Platz, wo sich noch in den ersten Jahrzehnten unseres Jahrhunderts fröhliches Treiben in einem Biergarten abspielte. Der Sommerkeller war nur an Sonn- und Feiertagen oder bei besonderen Anlässen geöffnet, was auf der kleinen Anhöhe gegenüber durch Aushang einer weißblauen Fahne weithin zu erkennen war.

Bänke und Tische auf eingerammten Pfählen, terrassenförmig angeordnet, luden zu gemütlichem Verweilen ein. Wenn die Weidener Kellerfreunde die einladende Fahne sahen, pilgerten sie „mit Kind und Kegel” über den schmalen Wiesenweg beim „Krumpes” zum „Heindlkeller”, um das süffige Kellerbier zu kosten. Es war damals noch um die Zeit, da eine Kellermaß 20 Pfennig, später 30 Pfennig und eine Knackwurst oder ein Stück Krakauer 10 Pfennig kosteten. Während in dem langen Felsenlagerkeller das frische Naß stets in größeren Mengen vorhanden war, schaffte der „Kürschner-Heindl” eine große Menge Würste und Brotlaibe, auch ganzen Schinken, jeweils um die Mittagszeit mit einem Pferdegespann zum Keller, wo in der Schenke der „Heindl Hans” (bürgerlicher Name Wirth) bereits am Fasse seines Amtes waltete.

„Hans, schnell noch einen Stein”! drängten die Stammgäste, wenn sie mit den leeren Maßkrügen warteten. Es gab hier nämlich Selbstbedienung. Während so die Eltern bei feuchtfröhlicher Unterhaltung saßen, spielten ihre Sprößlinge in dem umliegenden Gestrüpp bei den verfallenen Felsenkellern „Räuber und Schander”. In ihren weißen Matrosenanzügerln rollten sie mit Purzelbäumen den anliegenden Hang aus rotem Tonsand hinab, was ihnen keine Lorbeeren einbrachte, wenn sie zu dem Familien-Maßkrug zurückkehrten.
Am späten Nachmittag kam dann der Drehorgelmann, ein Veteran aus dem Krieg 1870/71, und leierte seine neuesten sechs Schlager herunter: „Mein Herz, das ist ein Bienenhaus”, „Tief im Böhmerwald”, und andere. Kleinkalibervereine veranstalteten auf dem „Heindlkeller”, meist an Johanni, das war damals noch ein Feiertag, ihr traditionelles Preisschießen. Wenn die Dämmerung kam, strebten die ganzen Familien den heimatlichen Gefilden zu. Die älteren Jahrgänge werden sich ja noch erinnern. Es war einmal!

Der Postkeller

Einer der ältesten noch bestehenden Bierkeller mit großem Wirtschaftsgarten ist wohl der „Postkeller”. Näheres über ihn können wir schon einem Inserat der Bürgerbräu Weiden im „Illustrierten Führer durch Weiden” von Heinrich Forster vom Jahre 1907 entnehmen: „Wir laden gleichzeitig zum Besuche unseres Sommerkellers, im Volksmund Postkeller genannt, ein. Der Besucher hat von hier aus den schönsten Überblick über die ganze Stadt und Umgebung. Ruhiger, angenehmer und schattiger Aufenthalt. 30 Minuten vom Bahnhof entfernt. Für vorzügliches Bier und kalte Speisen ist bestens Sorge getragen.”

Unzählige Konzerte haben seit dieser Zeit im Musikpavillon inmitten des Gartens die Besucher erfreut. Größere Vereine hielten dort alljährlich ihre traditionellen Gartenfeste mit Kinderbelustigungen ab. Nach wie vor ist der „Postkeller” mit seiner Gastwirtschaft auch heute ein gern besuchter Sommerkeller in Stadtnähe.

Der Landgrafkeller

Schon zu Beginn unseres Jahrhunderts wird der „Landgrafkeller an der Wasserwerkstraße” beim langen Steg unter den Bierkellern aufgeführt. Der schattige Garten erlebte schon viele festliche Veranstaltungen, Betriebsfeste und Konzerte. Auch heute ist er eine gern besuchte Erholungsstätte für durstige Bürger.

Wer nicht so weit gehen will, lenkt seine Schritte zu den schattigen Kastanienbäumen in den erweiterten Biergarten der „Max-Reger-Gaststätten”, wo auch für Kinder Unterhaltung geboten ist. Ebenso in unmittelbarer Nähe des Schlörplatzes lädt der Heigl-Garten beim Unteren Tor, im einstigen Stadtgraben vor der „Almhütte”, mit seinen Blätterdach, zu einem kühlen Trunk ein. Unweit in der Nähe bieten beim „Bärenwirt” einige Akazienbäume vor der Wirtschaft eine schattige Ruhepause.

Am Fichtenbühl

Schon vor mehr als sechzig Jahren schrieb man vom Wirtschaftsgarten des Gasthauses „Fichtenbühl” und bezeichnet ihn als „bevorzugte Einkehr und das Sonntagsruheplätzchen vieler Städter”. An der verkehrsreichen Regensburger Straße gelegen, sind der Biergarten Fichtenbühl und seine moderne Gaststätte, nahe dem Walde, inmitten schöner Wohnbauten gelegen, auch heute ein beliebter Einkehrort für Autofahrer und Spaziergänger.

Am staubfreien Waldspazierweg, von Fichten und Föhren umsäumt, liegt an der Bahnstrecke Weiden – Bayreuth die Gartenwirtschaft Strehl in der Weiding. Im großen schattigen Biergarten gab es schon viele gutbesuchte Veranstaltungen von Vereinen mit Konzerten. Aber auch in Ruhe trinkt man dort an sonnigen Tagen ein frisches Glas Bier, wie auch der Garten bei Familienspaziergängen gerne aufgesucht wird.

Ein richtiges Volksfest, an dem sich jung und alt ohne Unterschied des Standes zusammenfindet, gibt es in Weiden seit 1897. Im Sommer des genannten Jahres veranstaltete der Gewerbeverein das erste Wiesenfest auf dem großen Platz hinter der früheren Jahnturnhalle. Als die Kgl. priv. Schützengesellschaft Weiden in den Jahren 1899 bis 1901 an der damaligen Vohenstraußer Straße und Leuchtenberger Straße verschiedene Wiesen ankaufte, die den Volksfestplatz ergaben, errichtete sie dort das Schützenhaus mit Wirtschaftsbetrieb.

Vom Jahre 1902 an hielt die Schützengesellschaft das Volks- und Schützenfest selbst ab, während der Gewerbeverein den Glückshafen weiterhin behielt. Aus wirtschaftlichen Gründen ging der vordere Teil des Festplat zes 1919 in private Hand über. Diese Volks- und Schützenfeste, wozu sich im Laufe der Jahrzehnte auch das Frühlingsfest gesellte, waren von jeher ein Ereignis für jung und alt. Bei diesen Festen ist im Wirtschaftsgarten des Schützenhauses und in dem der Schießhalle kaum ein leerer Platz zu finden. Hier schmeckt die süffige Festmaß ganz besonders zu Bratwürstln und Bratheringen, vielleicht auch zu einem Brathendl. Wenn der Schützenzug mit Musik einmarschiert ist, wenn das Kinderfest eröffnet, die Schaubuden ihre ohrenbetäubende Musik ausstrahlen und der Bratwurstduft in die Nasen dringt, dann ist in den Biergärten die Stimmung auf dem Höhepunkt.

Biergärten in der Mooslohe

Unter den Wipfeln mächtiger Laubbäume iefindet sich in der Schuster-Mooslohe (früher Arnold-Mooslohe) seit mehr als hundert Jahren ein großer Biergarten, der das Ausflugsziel vieler Familien bildet. An Stelle der bisherigen „Torfwirtschaft” ist nun ein modernes Gasthaus getreten.

Die alte Torfschenke hat ihre Geschichte: Bereits 1851 wurde durch Johann Adam Gollvitzer zum Bierausschank ein kleines „Kellerhäusl” an diesem Platz errichtet, das alsbald in einen Steinbau ausgeführt wurde, da der Torfmeister Heinrich Harter wegen der zu befürchtenden Diebstähle auch während des Winters in der Einsamkeit des Moores wohnen mußte. Er erhielt als Pächter des Torfhäusls die Konzession, das Schankrecht darauf auszuüben. Im Sommer fanden sich neben den Torfarbeitern des Gollwitzer, der den Torf zur Glasherstellung in seiner Glashütte in Neubau benötigte, viele auswärtige Gäste zu einem kühlen Trunk ein, so daß ansehnliche Mengen Bier verkonsumiert wurden. Im Sommer 1854 sollen es 600 bis 700 Eimer gewesen sein.

Das Gasthaus „Zum Schwedentisch” in der ,Werkl-Mooslohe hat sich nach einer geschichtlichen Überlieferung vor einigen Jahrzehnten diesen Namen, zugelegt, als es von der Stadt umgestaltet wurde. Es besaß einen der größten Biergärten. Die Gaststätte entstand aus dem in den Jahren 1855/56 errichteten Torfhaus des damaligen Torfmeisters Georg Merkl. Viele Weidner erinnern sich noch gerne dieser früheren Merkl-Wirtschaft, die unter dessen Sohn Andreas Merkl schon vor mehr als einem halben Jahrhundert in den sommerlichen Tagen eine große Zahl von Sonntagsgästen unter den schwankenden Wipfeln ihres Föhrenhaines bewirtete und den Kindern der Gäste mannigfache Vergnügungsmöglichkeiten bot. Trinksprüche und alte Bauernregeln auf girlandenumrandeten Tafeln zierten Haus, Kegelbahn und Wirtschaftsgarten. Die damals anliegende Rennbahn des Radfahrvereins „Concordia” am Saum des Waldgartens, machte die Gaststätte vor vier Jahrzehnten zum Treffpunkt vieler Sportfreunde.

Blockhütte auf dem Fischerberg

Vor mehr als 50 Jahren von den „Pfadfindern” erbaut, als Holzhaus mit Bäumrinden verkleidet, war sie zunächst nur in der guten Jahreszeit an Sonn- und Feiertagen bewirtschaftet. Oberhalb einer Waldwiese, mitten im Fichten- und Laubwald gelegt ist die „Blockhütte”, jetzt als Restauration in ei-nem Steinbau, ein beliebter Einkehrort für die vielen Spaziergänger mit Familien, die hier in der Waldeinsamkeit bei reiner Luft im Freien, ein gutes Glas Bier trinken wollen.

Es gäbe noch eine ganze Reihe schattiger Wirtschaftsgärten in Weiden. Sie können jedoch nicht alle im Rahmen dieser Abhandlung erfaßt werden. Hier sei auch an die bewirtschafteten Gärten bei den Anlagen der Turn- und Sportvereine gedacht, die bekannt und gefragt sind.

Georg Freytag

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